„Nein, ich kann das nicht.“
„Sieht blöd aus, lasse ich mal lieber“.
„Schau‘, jetzt habe ich es ausprobiert, stellt sich heraus: ich habe kein Talent.“
Kennst Du das?
Ja genau, ich auch. Das kommt auf, wenn man etwas ausprobiert, das etwas außerhalb der Komfortzone liegt. Wenn wir etwas noch nie oder schon lange nicht mehr gemacht haben und es nicht sofort gelingt, dann tendieren wir dazu, es ganz schnell abzuhaken und nicht nur uns selbst, sondern auch die Sache als unbrauchbar abzuheften.
Das ist ein Reflex des Selbstschutzes.
Das haben wir in der Schule gelernt, als es anfing mit dem Vergleich, der Bewertung unserer sogenannten Ergebnisse. Wir beschäftigen uns lieber nicht weiter mit den Dingen, die uns nicht sogleich gelingen, denn dafür sind die Anfordernisse zu hoch, die täglich auf uns einstürmen, wir müssen uns durch all das möglichst sicher und erfolgreich hindurchbugsieren, da können wir uns nicht mit etwas beschäftigen, das uns a) aufhalten könnte und b) unsere „Sicherheit“ bedrohen könnte.
„Sicherheit“ ist all das, was wir kennen, was wir bemessen und einschätzen können, was also keine Bedrohung darstellt, denn es ist hell beleuchtet und nichts befindet sich darin, das einen Schatten werfen könnte.
Du ahnst es schon, oder? Da nichts darin ist, was Schatten wirft, ist auch nichts darin, was eine Überraschung für uns bereit halten könnte.
Was mir mal gesagt wurde, als ich mal wieder behauptete, ich hätte kein Talent und das würde ja nix und bliblablubb war:
„Versuch doch mal, dem Prozess zu vertrauen, es gibt eigentlich selten etwas, das nicht verbessert werden kann.“
Und oh ja: das ist ein guter Tipp!
Ich habe viel darüber nachgedacht, was dieser Satz eigentlich alles umfasst. Und ich kann da mittlerweile auch noch ein paar Erweiterungen hinzufügen.
1. Alles, wirklich alles, alles und alles ist eigentlich eine Bewegung. Zu laufen ebenso wie Singen (Bewegung der Stimmlippen im Kehlkopf).
2. Wenn Bestimmte Bewegungen zu einem bestimmten Zweck ein bestimmtes Bewegungsmuster bildet, dann wird daraus eine Technik. (Den Stift zu halten und auf eine bestimmte Art über ein Papier führen, um eine Zeichnung anzufertigen, den Körper in einer bestimmten Abfolge von koordinierten Bewegungen über die Tanzfläche bewegen).
3. Jede Bewegung und somit auch jede Technik muss erlernt werden und wird nicht einfach so beherrscht. JEDER muss JEDE Technik erst einmal lernen. Ohne Ausnahme!
4. Wenn ich versuche eine Technik anzuwenden, die zuvor nicht von mir erlernt wurde und es gelingt mir nicht auf Anhieb, und ich bin enttäuscht von mir selbst, dann wäre es doch eigentlich logischer, meine Erwartungen zu überprüfen, anstatt mein Vermögen, Wunder zu vollbringen.
Letztens hat mir jemand erzählt, ein Freund würde immer sagen „das habe ich bisher nicht gelernt“, statt “ das kann ich nicht“.
Was für ein schönes Wort dieses bisher!
Mittlerweile beginne ich die Dinge anders als früher. Wenn ich es riskiere, dass es mir nicht auf Anhieb gelingt, dann darf es zum einen auch einfach schlecht sein, was ich da fabriziere, ich muss mir da gar nicht böse sein, denn es ist ja das erste Mal. Ich weiß, dass ich es verbessern kann.
Und wenn die Verbesserung darin besteht dass ich es in den Müll schmeiße. Für den zweiten Anlauf habe ich genug gelernt, um ihn zumindest anders zu machen.
Also: Traue dem Prozess!
Ich würde abschließend sagen, dass das für alles gilt außer Fallschirmspringen.